Andreas Möller-Hollwig/Frankfurter Neue Presse
3. Juni 2024
D.O.O.R.-Projekt begeistert mit Rockmusik in der Markuskirche
Butzbach (amh). Am Sonntag drangen, für eine Kirche, ungewöhnliche Klänge aus der Markuskirche in Butzbach: Das Darmstädter »D.O.O.R.«-Projekt gab eines seiner wenigen Konzerte überhaupt im Butzbacher Gotteshaus.
Pfarrer Dr. Gerhard Schnitzspahn gründete das Projekt bereits im Jahr 2007. Dabei steht das Akronym D.O.O.R. für »Deep Organ On Rock«. Dem Kenner der Rockmusikszene ist die Nähe zu dem epochemachenden Album »Deep Purple in Rock« der Gruppe Deep Purple offensichtlich. Inzwischen ist es dem D.O.O.R.-Projekt gelungen, eine Tür zu öffnen zwischen alter und neuer Musik und ihren Instrumenten.
Das Projekt beschreitet damit ganz neue Wege im Bereich der Kirchenmusik. Eine kongeniale Ergänzung fand das Projekt vier Jahre später, als der rockende Pfarrer dem Konzertorganisten Bernhardt Brand-Hofmeister begegnete und ihn für die Stelle des Kirchenmusikers in seiner Gemeinde gewinnen konnte. Gemeinsam mit dem Gründungsmitglied und Schlagzeuger Thomas Tschur entwickelten die drei Musiker das Konzept und das Profil des Projekts, das mittlerweile auf neun feste Mitglieder angewachsen ist, die drei Klassiker zu einem neuen Erlebnis vereinigen: das klassische Instrument der Kirchenmusik, die Orgel, und, die in Kirchenkreisen klassischerweise geschätzten, Posaunen- und Bläserchöre, mit den Instrumenten von Klassikern der Rock-Musik wie Deep Purple, Chicago, The Doors oder Santana.
Die Fusion aus Rockband, Posaunenchor und Kirchenorgel hatte für ihren Auftritt in Butzbach, Stücke ausgewählt, die durch ihre virtuosen Bläser- und Orgel-Arrangements dafür besonders geeignet sind. Die Gesangsmelodien der ganz unterschiedlichen Werke wurden durch Saxofon, Klarinette, Posaune, Trompete und andere Blasinstrumente ersetzt. Auf diese Weise entstand ein gewaltiges Hör- und Klangerlebnis, das per Video auch auf eine Leinwand im Kirchenschiff übertragen wurde, sodass auch die Zuschauer, die keinen direkten Blick auf Orgel und Band hatten, die Musiker dennoch beobachten konnten. Außerdem wurden, via Beamer, auf drei weitere Leinwände, die in der bunt illuminierten Kirche aufgestellt waren, Szenen und Bilder aus der Zeit, in der die gespielten Lieder erstmals veröffentlicht wurden, gezeigt, was gerade, bei vielen der Gäste, deren Jugend in dieser Zeit war, Erinnerungen hervorrief.
Stimmung steigt von Hit zu Hit
Einige Erinnerungen sorgten für Schmunzeln, wie Klementine, die in den 70ern für ein Waschmittel warb, das nicht nur sauber, sondern rein waschen würde, oder Bilder der früher beliebten Zündapp-Mofas. Anderes rief nachträgliches Kopfschütteln hervor wie der Spiegel-Titel von 1967 mit dem Titel »Papst Pius IV. gegen die Pille« oder die Schwarz-Weiß-Fotos vom Vietnam-Krieg, der 1955 begann und erst nach der Eroberung Saigons im Jahr 1975 endete.
Musikalisch wurde alles aufgeboten, was in den 60er und 70er Jahren im Bereich Rock-Musik zu Legenden wurde. Ob »Light my fire« von den Doors aus dem Jahr 1967, der 1975 veröffentlichte erste Nummer-Eins-Hit »Bohemian Rhapsody« von Queen oder der Erfolgshit« The Mighty Quinn« von Manfred Mann’s Earth Band von 1978. Und spätestens, als Pfarrer Dr. Gerhard Schnitzspahn den »ersten echten Protestsong seiner Zeit«, nämlich »Child in Time« von Deep Purple aus dem Jahr 1969 ankündigte, hielt es zahlreiche Zuschauer nicht mehr auf den Bänken. Die Stimmung stieg mit jedem Hit, egal ob bei Santanas »Black magic Woman« (1970), Led Zeppelins »Staiway to heaven« (1975) oder dem Welthit »Music was my first Love« von John Miles (1976). Es wurde, obwohl nur instrumental vorgetragen, mitgesungen und jedes Lied mit begeisterndem Beifall bedacht. So war es nicht verwunderlich, dass das Konzert nicht ohne Zugaben endete. Nach Ende der Veranstaltung standen zahlreiche Grüppchen noch zusammen und tauschten Erinnerungen aus oder ließen das Erlebte Revue passieren. Die Musiker standen den Besuchern dieses einzigartigen Konzerterlebnisses noch für zahlreiche Fragen und Gespräche zur Verfügung.