Margit Raven/Odenwald Zeitung
23. Juni 2023
Konzert: Das Darmstädter Projekt D.O.O.R. rockt zwei Stunden die evangelische Kirche in Zotzenbach
Zotzenbach. Es war schon erstaunlich, was der kleine Kirchenraum in Zotzenbach am Samstagabend an Lautstärken verkraften musste – und das, obwohl die Projekt-Gruppe D.O.O.R aus Darmstadt mit sieben Musikern in abgespeckter Formation auftrat, da der zweite Saxofonist und der Trompeter verhindert waren. Doch es waren bei Weitem nicht nur Lautstärken, die die evangelische Kirche in Zotzenbach an diesem Abend erfüllten. Das 2007 von dem Pfarrer und Gitarristen Gerhard Schnitzspahn gegründete Projekt D.O.O.R., was so viel heißt wie „Deep Organ on Rock“ (zu Deutsch wörtlich „Tiefe Rock- Orgel“), versucht auf mitreißende Art, die traditionellen Kategorien von Pop und Klassik zu vereinen. Als Bernhard Brand-Hofmeister, der normalerweise an der großen Steinmeyer-Orgel in der Johannes-Kirche in Darmstadt sitzt, das ehrwürdige Pfeifeninstrument pulsieren und grooven ließ, fiel es schwer, die Beine still zu halten.
Ein Erlebnis
Verhalten begann das Konzert mit dem berühmten Song von John Miles, der die allumfassende Liebe zur Musik ausdrückt: „Music Was My First Love.“ Brand-Hofmeister spielte den Kultsong, der sich durch starke Kontraste und abrupte Wechsel im Tempo auszeichnet, alleine auf der Orgel. Es gelang ihm, den im Original von Streichern dominierten Teil zu einem brausenden Erlebnis werden zu lassen.
Nach dem Motto „Der Name ist Programm“ stellte sich das Darmstädter Projekt D.O.O.R. mit dem wohl bekanntesten Hit der US-amerikanischen Rockband „The Doors“ vor. Das 1967 entstandene „Light My Fire“ ist ein frühes Beispiel für den Psychedelic Rock. Auf der Orgel entstand eine durch ihren Farbenreichtum faszinierend groovende Klangmischung, in die ab und zu kurze Bach-Passagen eingeflochten wurden.
Percussion (Thomas Tschur) und Schlagzeug (Stefan Distler) bildeten mit Daniel Massoth am Bass die rhythmische Basis für die Sinnlichkeit einer grenzenlosen Musikwelt. Mit markanten Riffs präsentierte sich der versierte Gitarrist Schnitzspahn und Dietloff von Hagke begeisterte mit farbenprächtigen Phrasierungen auf dem Saxofon. Schade nur, dass die Kirche, wohl wegen der sommerlichen Hitze, nur schwach besucht war. Schade war auch, dass man das technisch versierte Spiel der Instrumentalisten nur auf einer Videoleinwand verfolgen konnte, da sich die Musiker wegen der Nähe zur Orgel auf der hinteren Empore positioniert hatten.
Die „Bohemian Rhapsody“ gilt nach wie vor als Königsdisziplin jedes Ensembles. Brand-Hofmeister lieferte mit dem Klassiker der Gruppe „Queen“ eine reizvolle klangliche Achterbahnfahrt auf der Orgel. In einem einfallsreichen Arrangement erklang Eric Claptons Ballade „Wonderful Tonight“, als der weiche, wunderbar zärtliche Sound des Saxofonisten die Stimme Claptons ersetzte und sich Schnitzspahn mit seinem markanten Gitarrenspiel des „Mister Slowhand“ genannten Vorbilds würdig zeigte.
Begeisterter Applaus
Ebenso hinreißend wurde Gitarrengott Carlos Santana mit einem Latincocktail der Extraklasse Tribut gezollt. Schließlich erklang für all jene, die 1967 jung und verliebt waren, die Kuschelballade „A Whiter Shade Of Pale“, die sich geradezu prädestiniert für das sanfte Brausen der Orgel zeigte. Dazu fügte sich das dichte Zusammenspiel mit Saxofonist von Hagke wie ein fehlendes Puzzleteil ein.
Das rockende i-Tüpfelchen setzte schließlich Deep Purples legendäres „Smoke On The Water“. Tosenden Applaus gab es am Ende für die sympathischen Musiker von D.O.O.R. und nicht zuletzt für den Hausherrn, Pfarrer Daniel Fritz, der den sakralen Raum zwei Stunden lang für die Kultsongs der Popgeschichte öffnete. Bleibt am Ende der Wunsch nach mehr, zumal es in Gotteshäusern von jeher Musik gab, das Genre ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben.