Susanne Rapp/Darmstädter Echo
14. Okt. 2024
Zum 100-jährigen Jubiläum der Förster-und-Nikolaus-Orgel ist satte Rockmusik im Nauheimer Gotteshaus erklungen
"Wir haben Weihnachten. Die Kirche ist voll", freute sich Küsterin Brigitte Daum über das riesige Interesse am Konzert am Samstagabend. Im Rahmen der Konzertreihe zum 100-jährigen Jubiläum der Förster-und-Nikolaus-Orgel hatte die evangelische Kirchengemeinde Nauheim den Darmstädter Organisten Bernhardt Brand-Hofmeister mit dem Projekt D.O.O.R. eingeladen. Door steht für "Deep Organ On Rock" und verbindet Klassiker der Rockmusik mit dem Klang der Kirchenorgel.
Dass einige neugierig darauf waren, sich die eher untypische Kombination einer Kirchenorgel mit Instrumenten wie E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Blasinstrumenten anzuhören war durchaus verständlich. Rund 200 Besucher in der Kirche waren hingegen doch besonders. Das ist laut werden würde, merkte Pfarrerin Stefanie Bischof in einer kleinen Begrüßung an. "Nehmen Sie ihre Hörgeräte heraus. Die werden Ihnen sonst um die Ohren fliegen", so ihre durchaus berechtigte Warnung
Eine Lichtshow überzog die Kirchendecke mit farbigen Punkten und auch die Orgel selbst war in knalligen Farben angeleuchtet. Mit einer Ouvertüre erklang zunächst die altehrwürdige Orgel mit einem Solo. Dann wurde es rockig "25 or 6 to 4" der Band Chicago beherrschte die Kirche mit vollem Sound und wurde mit begeistertem Applaus gefeiert. Gerhard Schnitzspahn an der E-Gitarre übernahm die Moderation des Abends und gab Informationen zu den Titeln. So berichtete er, dass die Band Chicago die erste Rockband war (sic! - hab ich nie gesagt, denn die ersten waren m.W. die Beatles mit "Got To Get You Into My Life" - G.S.), die Bläser in ihren Songs einsetzte. Ein zweiter Titel der Band hat den Titel "Saturday in the Park", der wurde in "Samstag in Nauheim" umgewandelt. Auch die "Doors" durften nicht fehlen und waren an diesem Abend mit dem Titel "Light my Fire" vertreten. Gerade bei diesem Song, bei dem ihm Original auch eine Orgel an wichtigen Part hat, wurde deutlich, wie gut Bläser und Orgel auch in der Kirche klangen. Oben auf der Empore schien der Sound besonders gut zu sein. Nicht zuletzt, weil man dort einen direkten Blick auf die neunköpfige Band hatte, während im unteren Bereich der Kirche, das Geschehen auf eine Leinwand übertragen wurde. Das zahlreiche Publikum zeigte sich begeistert, denn ausnahmslos alle Titel waren bekannte Hits der vergangenen Jahrzehnte. "Bohemian Rhapsody" von Queen, ein nicht gerade einfach zu spielender Titel kam großartig rüber. Und bei Manfred Mann's "The mighty Quinn" sollten die Besucher mitpfeifen, was sie auch gerne und enthusiastisch taten.
Viele mitklatschende und mitwippende Menschen waren im Publikum zu sehen. Der Schlagzeuger machte sich während des Songs mit seinem Tambourin nach unten auf, um auch dort die Menschen zum Mitmachen zu animieren. Mit "Wonderful tonight" von Eric Clapton wurde es ein wenig ruhiger. Doch bei "In a gadda da vida" war die Begeisterung der Zuhörer nicht mehr zu toppen. Erfahren durften diese auch, dass der Komponist des mehr als 17 Minuten andauernden Stücks wohl ein wenig nuschelte. Denn eigentlich hätte es heißen sollen "In the Garden of Eden". Frieden und Liebe, das Motto der damaligen Bands. Für "Deep Organ On Rock" ist dies auch heute noch das Credo, für das sie steht und weshalb sie noch immer mit viel Spaß und Begeisterung die alten Songs spielt.
Am 30. November endet die Konzertreihe zum 100-jährigen Orgeljubiläum mit dem Organisten Pascal Mosler aus Darmstadt.